industrie 4.0 verlangt führung 4.0

Keine Messe, keine Veranstaltung kommt an diesem Thema derzeit vorbei. 3⁄4 der deutschen Unternehmen wollen in den nächsten 5 Jahren mittels Industrie 4.0 erfolgreich sein. Die meisten stehen aber noch am Anfang der Entwicklung und arbeiten zum Großteil noch mit bestehenden Investitionen, Maschinen und Anlagen. Eines hat sich mittlerweile herauskristallisiert: wer die Chancen der Digitalisierung nutzen will, muss auch einen organisatorischen und mentalen Wandel durchlaufen. Parallel zu technischen Neuerungen müssen Abläufe und Strukturen adaptiert werden. Dabei reicht es oft nicht aus, nur kleine Änderungen vorzunehmen, teilweise sind grundlegende Umbauten und Umdenken notwendig.

 

Herausforderung für Führungskräfte

Belegschaft und insbesondere die Führungskräfte müssen von der Sinnhaftigkeit des Wandels überzeugt sein, wenn nachhaltig verändert werden soll. Es ist nicht mit einem Workshop und einer Erklärung getan, es bedarf vielmehr eines neuen Selbstverständnisses und einer neuen Rollenwahrnehmung. Führungskräfte müssen lernen, Prozesse systemisch und strukturell zu begreifen und aktiv an der kontinuierlichen Verbesserung mitzuarbeiten. Die Mitarbeiter brauchen dazu eine längerfristige Begleitung und viel Kommunikation auf zwischenmenschlicher Ebene daher eignen sich etwa MentorInnen- oder MultiplikatorInnenprogramme.

Die Führungsrolle selbst ändert sich dramatisch. Der Führungsstil Command and Control ist passè, wenn Maschinen selbständig Probleme identifizieren und Lösungen vorschlagen. Führungskräfte können sich daher auf andere Aufgaben konzentrieren als bisher: der Entwicklung von Strategie und neue Geschäftsmodellen einerseits und der Mitarbeiterführung andererseits. Ihr Aufgabenbereich wird wesentlich strategischer und geht Schritt für Schritt weg von täglichen Managementaufgaben und Kontrollfunktionen hin zu einer neuen Art der Mitarbeiterführung/Teamführung. Mitarbeiter müssen als Partner gesehen werden, die Führungskraft ist Moderator, Coach, diskutiert über nachhaltige Verbesserungen und ist Fehlermanager.

Starre Hierarchien behindern den Austausch auf dieser Ebene sie werden früher oder später in Frage gestellt werden.

Die Anforderungen an Prozessverständnis und technologisches Wissen an Führungskräfte steigen enorm. Lebenslanges Lernen ist für sie notwendig. IT wird zu einem integralen eventuell sogar bestimmenden Teil der Wertschöpfung (idealerweise ganz oben als CDO chief digital officer angesiedelt).

Digital Leadership

Als Schlagwort für ein neues Führungsverständnis in Industrie 4.0 hat sich digital leadership entwickelt. Geht es traditionell bei Entscheidungen um Delegation und Kontrolle, heißt es für den Digital Leader Abstimmen und Reflexion zum Bewerten der Möglichkeiten . Informationen sind nicht mehr in Stufen und selektiv erhältlich sondern in Echtzeit und vollständig. Fehler und Konflikte nutzen Digital Leaders für Lernfortschritte und bieten Unterstützung an (anstelle von Regelwerken und Konsequenzen).Die Anforderungen an den Digital Leader sind daher andere als den klassischen Manager (Vgl. Kruse & Greve 2014)

Führungsprinzip

Positive Verhaltensbeispiele

Negative Verhaltensbeispiele

Iterativ testende Agilität, sinngemäß Segeln auf Sicht

  • Mit sich wiederholenden Prozessen Veränderung beschleunigen
  • Kollegial über Einfühlung und Resonanz wirken
  • Transparenz und offene Kommunikation praktizieren
  • keine

Kooperative Teamarbeit

  • umfassend über Systemgrenzen hinweg kooperieren
  • Freiräume in dezentralen Strukturen
  • Individuelle Personalentwicklung und Bindung
  • Durch zunehmende Virtualität  der Kontakte irritieren
  • Sich auf Erhalt eigener Machtposition konzentrieren

Dynamische Vernetzung

  • Über die Änderungen von Rahmenbedingungen führen
  • Mitarbeiterbeteiligung und Synergieschöpfung verbessern
  • Lebensbedingungen der Menschen berücksichtigen
  • Mit komplizierten Abstimmungsschleifen ausbremsen
  • Mit kurzfristiger Orientierung zu viel Verwirrung stiften
  • Chaos durch Basisdemokratie

Solidarische Integration

  • Arbeit primär situativ ausrichten
  • Wertschätzung als Basis jeder Motivation verstehen
  • Eigeninitiative und Eigenverantwortung
    unterstützen
  • Ohne Klarheit und Ziele Dinge einfach laufen lassen
  • Doppelarbeit und unsinnigen Arbeitseinsatz zulassen
  • Ohne Plan und Struktur rumeiern

Quelle: ZOE 2/17